Um im Canadier geradeaus zu fahren, ist es immer nötig, die Gierbewegung zu korrigieren. In der Regel läuft das so ab:

  • Grundschlag
  • Gieren zur Offside
  • Korrektur zur Onside
  • Grundschlag

Sollte die Korrektur zu stark geworden sein, kann man es kompensieren, indem die nächste Korrektur etwas schwächer ausfällt.

Dieser Ablauf wird bei Canadierpaddlern so automatisiert, dass man kaum mehr darüber nachdenkt. Aber es lohnt sich, das noch einmal zu durchdenken.

So wie beim Grundschlag dem System Boot ein Impuls in Fahrtrichtung mitgegeben wird, ist auch der Effekt der Gierbewegung durch einen Impuls ausgelöst, einen Drehimpuls.

Der Vorwärtsimpuls ist gewollt, niemand wundert sich, dass das Boot nach Ende des Schlages nicht direkt wieder stehen bleibt, sondern weiter durch das Wasser gleitet. Bei der Gierbewegung ist dieses Verhalten vergleichbar, dem Paddler aber in der Regel nicht präsent. Das Boot giert auch weiter, nachdem der Grundschlag beendet ist – also haben wir auch einen Drehimpuls in das Boot gebracht. Wie lange das Boot die Drehbewegung nach dem Drehimpuls beibehält, ist (neben der Stärke des Impulses) stark von der Bootsform abhängig.

In meiner Instructor Ausbildung ist dieser Effekt angerissen worden. Wenn man schnell und genau in eine Richtung los fahren möchte (z.B. für eine genaue Ausfahrt aus dem Kehrwasser), kann man die Impuls Effekte nutzen:

  1. Das Boot ausrichten
  2. Mit einem Heckhebel einen Drehimpuls (Drehung zur onside) in das Boot geben
  3. Mit einem Vorwärtsschlag das Boot beschleunigen

Der Drehimpuls des Vorwärtsschlages und der Drehimpuls aus dem Heckhebel kompensieren sich, das Boot bewegt sich schon mit dem ersten Vorwärtsschlag „geradeaus“.

Dieses Prinzip der „vorgezogenen Korrektur“ lässt sich natürlich auch in anderen Situationen nutzen. Ein Anwendungsbeispiel ergibt sich beim Manöver des Sideslip:

Der Sideslip (Seitliches Versetzen in der Fahrt) ist ein gutes Manöver, um in der Geradeausfahrt einem Hindernis auszuweichen. Wenn man nach dem Sideslip aber wieder mit einem Vorwärtsschlag in die „aktive“ Vorwärtsbewegung übergehen möchte, braucht man eine starke Korrektur nach dem ersten Vorwärtsschlag. Damit macht man nach dem Sideslip eine unschöne Schlängelbewegung.

Beendet man den Sideslip aber (als Vorbereitung auf den Vorwärtsschlag) mit einem Heckhebel, dann hilft der Drehimpuls der „vorgezogenen Korrektur“, in gerader Linie weiter zu fahren.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Marius

    Besten Dank, Heiko! Ich freue mich immer über deine interessanten Artikel!

  2. Joachim Lange

    Ich sitze gerade am Frühstückstisch und habe deinen Artikel anstatt der Zeitung gelesen. Danke für das Update! Ich freue mich auf weitere Artikel!?

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